Die Zeiten werden schwieriger. Der Zustrom der Flüchtlinge und die damit verbundene „Erste Hilfe“, die beim Ankommen benötigt wird, lässt sich kaum mehr im erforderlichen Umfang leis-ten. Nun sollen bei der MBE, der Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer, auch noch die Mittel gekürzt werden. Zeit für die Akteure der MBE in ganz Deutschland, so auch in Baden-Baden, Alarm zu schlagen.
Der Bundestagsabgeordnete Kai Whittaker nahm die Einladung des Caritasverbands Baden-Baden gerne an und ließ sich im Stadtteilzentrum Briegelacker informieren, wie die tägliche Ar-beit von Adrian Struch aussieht. Er berät als Mitarbeiter des Caritasverbands vor allem neu an-gekommene Menschen mit Migrationshintergrund. „Es gibt kein Thema, mit dem die Leute nicht zu mir kommen“, verwies er auf Fragen und erbetene Hilfe, was ausländerrechtliche Fragestel-lungen anbelangt. „Das ist eine Riesenbaustelle.“ Aber auch mit Fragen zu Integration, Sozial-leistungen, KiTa-Plätzen, Ausbildung, Wohnen und vielem mehr kommen die Hilfesuchenden zu ihm in die Beratung. „Es ist ein sehr komplexer Mix und die Fallzahlen steigen seit Jahren stetig.“
Obendrein, so pflichtete ihm der Leiter des Stadtteilzentrums Briegelacker, Frank Herzberger, bei, gebe es im Grunde in der Stadt keine weitere Anlaufstelle, die all diese Fragen abdecken könne. Kein Wunder, dass es bei Adrian Struch langsam eng wird. „Ich bin zwei Wochen im Vo-raus ausgebucht.“
Die Zuströme sind da. Doch Integration dauere eben und braucht Unterstützung. „Die MBE ist unverzichtbar“, machte Struch in aller Deutlichkeit klar und verwies auch auf die finanzielle Si-tuation. Bewilligt worden sei der Caritas Baden-Baden hierfür eine 50 Prozent-Stelle. „Was wir dafür bekommen, deckt die Kosten, die wir tatsächlich haben, nur zu etwa 75 Prozent.“
Was die Sache nicht eben einfacher macht, sei der stetig wachsende bürokratische Aufwand. „Das bindet unnötig viel Zeit und damit auch Mittel“, bilanziert Fachbereichsleiter Herzberger.
Adrian Struch wünscht sich, dass es nicht nur weiter geht, sondern möglichst mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. „Wenn wir wenigstens zu einer 75 Prozent-Stelle aufstocken könn-ten, würde uns das schon sehr helfen.“
„Mit großer Sorge blicke ich auf die laufenden Haushaltsverhandlungen im Deutschen Bundes-tag. Aktuell plant die Bundesregierung bei den MBE-Stellen eine Kürzung von rund 30% von 81,5 Millionen Euro (2023) auf 57,5 Millionen Euro (2024). Angesichts des steigenden Bera-tungsbedarf wäre das absolut falsch und kontraproduktiv. Wichtige Integrationsangebote wie die MBE dürfen angesichts steigender Nachfrage nicht unter Mittelkürzungen leiden“, unterstreicht Whittaker.
Bildunterschrift: von links Caritas-Geschäftsführer Thorsten Schmieder, Kai Whittaker, Adrian Struch, Frank Herzberger
Foto: Christiane Krause-Dimmock