Was tun bei Betteleien in Baden-Baden?

Bettelnder Mensch auf der Straße

Die Caritas-Wohnungslosenhilfe Baden-Baden informiert zum Umgang mit Bettlern

Am Bahnhof in Baden-Oos und anderswo in der Stadt sind immer wieder bettelnde Menschen anzutreffen. Ausdrücklich untersagt ist nach der stadtrechtlichen Polizeiverordnung in Baden-Baden „das aggressive oder gewerbsmäßige Betteln sowie das Anstiften von Minderjährigen zu diesen Arten des Bettelns“. Andere Formen sind dementsprechend gestattet.

Wie soll man sich am besten verhalten, bettelnden Menschen etwas geben oder nicht? Christian Frisch, Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands Baden-Baden, informiert, wie man den Menschen helfen kann und was worauf man achten sollte.

Herr Frisch, woran erkennt man bedürftige Menschen?

Christian Frisch: Ganz viele wohnungslose Menschen entsprechen nicht dem klischeehaften Bild eines oder einer Obdachlosen. Sie bekommen in Kleiderkammern oder bei uns in der Wohnungslosenhilfe Kleiderspenden und können sich duschen, etwas essen und übernachten. Ich schätze, dass zwei Drittel nicht auf Anhieb als wohnungslos erkennbar sind.

Kriminelle Banden, die gewerbsmäßig betteln oder betteln lassen, gibt es eher in größeren Städten. Für Laien ist es in der Regel schwer einzuschätzen, ob ein Mensch gewerbsmäßig bettelt oder nicht. Vielleicht hilft die Info: Kriminelle Banden kommen extra in eine Stadt, um zu betteln. Obdachlose Menschen, die sich längere Zeit in Baden-Baden aufhalten, sind nicht gezielt da, um zu betteln, sondern betteln gegebenenfalls da, wo sie leben oder sich länger aufhalten.

Wer geht betteln?

Zum einen können das Menschen sein, die von Banden dazu genötigt werden – wie zuvor erwähnt. Zum anderen möchten sich manche Wohnungslose durch Betteln etwas hinzuverdienen zu den Sozialleistungen, die sie erhalten. Und dann gibt es Menschen, die keinen Anspruch auf Sozialhilfe oder Bürgergeld haben, zum Beispiel wenn sie als Wohnungslose ohne finanzielle Mittel und ohne Arbeit aus dem EU-Ausland zu uns gekommen sind und noch keine fünf Jahre im Land leben. Diese Menschen haben dann gar kein Einkommen und keine Krankenversicherung.

Sollte ich diesen bettelnden Menschen dann Geld geben?

Natürlich muss das jeder für sich entscheiden. Ich würde das nur tun, wenn ich jemanden und dessen Hintergrund kenne. Meiner Meinung nach bringt das Betteln die Leute nicht weg von der Straße, sondern hält sie auf der Straße. Solch ein Leben ist aber nicht gesund. Ich kenne einen Fall, bei dem ein Wohnungsloser im Winter bei sehr kalter Witterung ständig gebettelt hat. Irgendwann waren ihm mehrere Zehen abgefroren.

Man sollte den Menschen einen Weg aufzeigen, von der Straße wegzukommen. Das versuchen wir mit unserer Arbeit.

Wie kann man verhindern, dass gespendetes Geld für Alkohol, Zigaretten oder andere Rauschmittel ausgegeben wird?

Auch wenn man das nur ungern hört: Man kann es nicht verhindern. Wohnungslose Menschen haben oft weitreichendere Probleme als keine eigene Wohnung. Oft ist Wohnungslosigkeit verbunden mit Suchtproblemen und psychischen Erkrankungen. Die Sucht oder die trostlose Situation führt sie dann vielleicht zur nächsten Flasche Alkohol. Wichtig bei unserer Arbeit ist, sich den Menschen über Gespräche anzunähern – in Beziehung zu treten – damit sie sich ihre Probleme eingestehen und Hilfsangebote erkennen.

Ist es ratsam, bettelnden Menschen essen zu geben?

Ja und nein. Ungefragt einfach irgendetwas zu essen oder zu trinken zu überreichen, kann der falsche Weg sein und gewissermaßen als bevormundend verstanden werden. Vielleicht haben sie gerade schon von anderen etwas zu essen bekommen und statt Hungergefühl eher Durst. Ich empfehle, die bettelnden Menschen vorher zu fragen, was sie brauchen. Wenn sie gefragt werden, freuen sich die Menschen bestimmt doppelt – dass sie ins Gespräch kommen und ihre Bedürfnisse wahrgenommen werden.

Was noch zu sagen ist: Bei uns in der Wohnungslosenhilfe der Caritas in Baden-Oos bekommen Wohnungslose kostenfrei einen Kaffee und gegen geringes Geld etwas zu essen und haben die Möglichkeit zu duschen und einen Schlafplatz zu erhalten.

Was kann man tun, wenn man glaubt, ein bettelnder Mensch ist wirklich in einer akuten Notsituation?

Sie können sich an uns wenden, also die Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands Baden-Baden. Bei entsprechenden Hinweisen schauen die Mitarbeitenden unser Fachberatungsstelle nach den Menschen – ob und gegebenenfalls welche Hilfe sie wirklich brauchen. Und ob sie diese annehmen möchten. Bei medizinischen Notfällen sollte selbstverständlich schnell der Krankenwagen gerufen werden.

Was kann man tun, wenn man sich von Bettelnden bedrängt fühlt?

Dann am besten aus der Situation rausgehen, also ohne weitere Diskussion weggehen. Und in bedrohlichen Situationen oder wenn man den Eindruck hat, es wird gewerbsmäßig gebettelt, die Polizei kontaktieren. Nach meiner Erfahrung kommt es aber selten vor, dass so etwas passiert. Und es kommt auch andersherum vor: Dass Bettelnde unsozial behandelt werden.

Wie kann man noch helfen, ohne auf das Betteln einzugehen?

In der Tagesstätte der Wohnungslosenhilfe in Baden-Oos sind auch Ehrenamtliche und ehemals wohnungslose Menschen tätig. Also das Ehrenamt ist eine Option. Möglich sind zudem Geld- oder Sachmittelspenden für diverse Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe. Dabei ist wichtig vorab zu fragen, was an Sachspenden tatsächlich benötigt wird.

Und eines ist auch immer eine Art von Hilfe: Den bettelnden Menschen ein Gespräch anzubieten. Sie wahrzunehmen und sie vorurteilsfrei zu behandeln.

Über die Wohnungslosenhilfe

Der Fachbereich Wohnungs­losenhilfe des Caritasverbands Baden-Baden e.V. bietet Hilfe für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. Besondere Lebensumstände wie Wohnungslosigkeit treffen hierbei auf soziale Probleme wie Sucht- oder psychische Erkrankungen.

Zum Angebot des Fachbereichs zählen die Ambulante Fachberatungs­stelle, die Tages­stätte mit Café, ein Stationärer Bereich, Betreutes Wohnen sowie Hilfe für Wohnungslose Seniorinnen und Senioren.

Mit diesen verschiedenen Angeboten unterstützen wir Menschen sowohl präventiv als auch in akuten Notlagen. Dabei möchten wir jedem bzw. jeder einzelnen Hilfe­suchenden in seiner Persön­lichkeit gerecht werden und die für die jeweilige Situation passenden Hilfen anbieten oder vermitteln. Angestrebt wird, dass die betroffenen Menschen ihr Leben selbstständig meistern können.

Weitere Informationen unter https://caritas-baden-baden.de/wohnungslosennotfallhilfe/