Es ist zweifellos die ungewöhnlichste Auszeichnung, die Sigisbert Raithel je zuteilgeworden ist. Bis vor rund zwei Jahren hatte er noch das Amt des Vorstandsvorsitzenden des Caritasverbands Baden-Baden inne. Ab sofort darf er sich „Ehren-Ehrenamtlicher“ nennen, stellte sein Nachfolger Dr. Alexander Stummvoll sowie Clemens Müller mit einer gehörigen Portion Humor unter Beweis, als der Verband am vergangenen Wochenende zu der ersten Mitarbeiterfeier zusammenkam, die seit Ausbruch der Pandemie wieder möglich war. Folglich gab es eine Reihe von Ehrungen nachzuholen, zu denen auch die Ernennung von Sigisbert Raithel zum Ehren-Vorstandsvorsitzenden gehörte. Kirchennah war der engagierte Lehrer und Schulleiter schon immer und kam als aktiver Kolpingsohn in Kontakt mit der Caritas. Der damalige Geschäftsführer Jochen Gebele war es, der schließlich die entscheidende Brücke baute, indem er ihn 1986 zu einem Fest ins damalige Caritas-Möbellager in den früheren Geschäftsräumen der Hourdis-Fabrik einlud. Von hier führte Raithels Weg rasch zum ehrenamtlichen Engagement im Wohnungslosenheim in Oos. Obendrein blieb er bei der Kolpingfamilie engagiert und war obendrein Schulleiter in Sinzheim. Das Möbellager sei tatsächlich ausschlaggebend gewesen, war er sofort der Meinung, dass man dies viel mehr in der Öffentlichkeit verankern müsse. „Da müssen wir was machen“, lautete sein Credo, das ihn schließlich nicht mehr loslassen sollte. Weil er die Basisarbeit kannte, war auch der Einstieg in die Vorstandsebene eine fast schon logische Konsequenz, als Jochen Gebele ihm 1998 diesen Schritt antrug. „Auf diese Weise habe ich die verschiedenen Fachbereiche kennengelernt.“ Das wiederum kam ihm zugute, als er am 15. Juni 2011 das Amt des Vorstandsvorsitzenden übernahm. „Das Stadtteilzentrum Briegelacker hat mir immer besonders am Herzen gelegen“, hat er sich etwa bei den multikulturellen Stadtteilfesten und für die Menschen, die dort lebten, eingesetzt. Ebenfalls in diesem Fachbereich begleitet er im Projekt „Zukunftsscout“ seit 2008 junge Menschen mit Migrationshintergrund auf ihrem Weg von der Schule zur Berufsfindung. Mit regelmäßiger Lernunterstützung, Vermittlung von Betriebspraktika, Bewerbungstraining und Gesprächen mit potentiellen Ausbildungsbetrieben erleichtert er so den Start in eine Ausbildung. Inzwischen ist er eine ganz wichtige Größe in Sachen Tafel geworden. Denn nach seinem Rückzug aus der Vorstandsebene erweiterte er sein ehrenamtliches Engagement auf anderen Ebenen. „Als dort damals der Betrieb aufgenommen wurde, habe ich sogar die erforderliche Gaststättenkonzession für das Café Cäcilienberg auf meinen Namen beantragt.“ Noch heute ist er bei der Tafel regelmäßig aktiv.
Von links nach rechts: Dr. Alexander Stummvoll, Jochen Gebele, Sigisbert Raithel, Thorsten Schmieder und Clemens Müller
Foto: Sebastian Schmälzle