Job weg, Familie weg, kein Dach über dem Kopf. Das ist keineswegs nur ein Phänomen, das nur bei jüngeren Menschen zu beobachten ist. Auch die Generation 55+ ist immer wieder von Wohnungslosigkeit betroffen. Aus den unterschiedlichsten Gründen, weiß Fachbereichsleiter Christian Frisch von der Caritas-Wohnungslosenhilfe und berichtet davon, wie seine Kollegen und er versuchen zu helfen, auch wenn die Umstände manchmal ausweglos scheinen. Manche Klischees aber auch Fehlinformationen machen diese Arbeit nicht eben leichter, muss er immer wieder feststellen. So muss zwar niemand unter der sprichwörtlichen Brücke nächtigen. Doch in der ordnungsrechtlichen Unterbringung der Stadt zu leben ist gerade für ältere Menschen besonders schwierig. Auch für die Bewohner bricht er eine dicke Lanze. „Anders als die landläufige Annahme leben nicht nur Drogenabhängige und Alkoholiker in der Unterbringung.“ Immer wieder komme es vor, dass Menschen die Rente nicht reiche oder sie aus anderen Gründen unverschuldet die Wohnung verlieren. So weiß er aus der täglichen Arbeit sehr wohl, dass sich hier sehr unterschiedliche Charaktere tummeln, wie auch durch den Lebensstil abgebildet wird.
Von Wohnungslosigkeit betroffen sind bei weitem nicht nur Männer. „Wir haben vermehrt auch wohnungslose Frauen, die wir betreuen“, sieht er hier eine besondere Empfindlichkeit der Zielgruppe. Bei den Senioren hat es auch schon Erfolge gegeben, indem es gelang sie in Pflegeeinrichtungen zu vermitteln. „Denn der medizinische Bedarf, sprich Pflege und Gesundheit stehen bei unseren Bemühungen im Vordergrund.“ Um die Menschen besser begleiten zu können, hält die Stadt Baden-Baden eine kleine Wohneinheit außerhalb der Westlichen Industriestraße vor, welche von der Caritas betreut wird.
„Wenn die Personen dann in einem Umfeld angekommen sind, in dem mehr Ruhe einkehren kann, beobachten wir oft, dass frühere Hobbys zu neuem Leben erwachen, dass gebastelt und gelesen wird.“
Bis Ende 2022 wurde dieses Projekt für Personen, die das 55. Lebensjahr erreicht haben, eine körperliche Behinderung oder Beeinträchtigung aufweisen und ordnungsrechtlich untergebracht sind vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau gefördert. Das Ganze hatte zum Ziele Wohnungslosigkeit zu überwinden. Hierzu zählt auch eine gezielte Heranführung an ein selbstbestimmtes Leben, im Rahmen eines Betreuten Wohnens, um auf diese Weise eine ordnungsrechtliche Unterbringung dauerhaft zu verhindern. Eine weitere Zielsetzung ist die Aktivierung und Stärkung eines Netzwerkes lokaler Ehrenamtlicher, sofern von den Betroffenen gewünscht.
Der Zugang in das Angebot „Wohnungslose Seniorinnen und Senioren“, das für vier Klientinnen und Klienten zur Verfügung steht, wird über den Fachbereich Bildung und Soziales der Stadtverwaltung gesteuert.
Herr Korell (links) und Herr Gauder (rechts), Klienten dieser Hilfeform
Text: Caritasverband Baden-Baden e.V.
Foto: Christiane Krause-Dimmock