Hilfe bei Eiseskälte für Wohnungslose

Kälteschutzaktion in der Baden-Badener Innenstadt

Caritas-Wohnungslosenhilfe Baden-Baden bittet um Achtsamkeit

Vor dem Blumebrunnen an der Einmündung Lange Straße in die Gernsbacher Straße – beste Lage in der Kurstadt – liegt ein gewölbter Schlafsack. Man sieht nicht eindeutig, ob sich jemand im Schlafsack befindet. Die meisten Passanten bummeln vorbei. Der Schlafsack und wer oder was darin ist, werden nicht beachtet. Liegt es am Aufsteller daneben, der darum bittet, obdachlose Menschen wahrzunehmen? Sollte nicht gerade deshalb der Blick erst recht nach unten wandern?

Die Caritas-Wohnungslosenhilfe und die Stadtverwaltung Baden-Baden machen in der Aktionswoche „Armut bedroht alle“ aufmerksam auf den Erfrierungsschutz und damit die Not von Menschen, die ohne festen Wohnsitz und ohne Wohnung sind. Schließlich hält im Herbst bereits klirrende Kälte in den Straßen der Kurstadt Einzug – gerade in der Nacht. Die Schlafsack-Aktion findet beim Blumebrunnen und an der Fieser-Brücke in Baden-Baden noch bis Freitag, 17. Oktober, statt.

Erfrierungen und Kältetod drohen

„Auch im Winter sind obdachlose Menschen auf den Straßen unterwegs und manche suchen sich draußen einen Schlafplatz“, sagt Christian Frisch, der Fachbereichsleiter der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbands Baden-Baden. Das kann gesundheitlich schwerwiegende Folgen haben, zu Erfrierungen von Gliedmaßen führen bis hin zum Kältetod.

„Es besteht Gefahr für Leib und Leben. Ich habe schon einige kennengelernt, die nach einer Nacht keine Zehen mehr hatten“, berichtet Christian Frisch, der seit Jahrzenten in der Wohnungslosenhilfe arbeitet. In Baden-Baden habe es im vergangenen Winter keine Erfrierungsfälle gegeben, sagt er weiter. „Wir sind gut aufgestellt. Die Polizei kennt die Kälteschutz-Aktion ebenso. Und wir bewerben die Aktion, damit viele Menschen im Falle des Falles Bescheid wissen, an wen sie sich wenden können.“ Vergangenen Winter seien 20 Personen wegen der Kälte in die Caritas-Wohnungslosenhilfe gekommen oder dahin vermittelt worden. Obdachlose wahrzunehmen und hinzuschauen, wo Not ist, kann Leben retten.

Drogen und Alkohol, um Kälte zu ertragen

Jens kennt das Leben als Obdachloser. Er hat bis September weit über zehn Jahre auf der Straße verbracht. „Die Kälte habe ich ertragen, in dem ich harte Drogen genommen, Wodka getrunken und rumgelaufen bin“, sagt er. Wirklich schlafen konnte der Wohnungslose in der Winterzeit nicht. Deshalb passierte auch mal, dass ihn irgendwo auf der Toilette der Schlaf überkam. „Sowas ist gefährlich, weil dann der Rucksack mit allen Sachen geklaut werden könnte.“ Manchmal hat er auch beim Friedhof Zuflucht gesucht. Im Moment wohnt er in der Wohnungslosenunterkunft des Caritasverbandes in Baden-Oos.

Notunterkünfte zum Übernachten

Menschen ohne Wohnmöglichkeit bieten die Stadt Baden-Baden als auch der Caritasverband Baden-Baden Einrichtungen mit Schlafplätzen – also eine Notunterkunft zum Übernachten, um nicht in der Kälte ausharren zu müssen.

Menschen, die längere Zeit wohnungslos sind, wissen meist um solche Angebote und in der Regel haben sie auch einen Platz in einer Unterkunft für Wohnungslose. Aber Menschen, die erst in die Wohnungslosigkeit geraten sind oder neu in der Stadt Baden-Baden sind, wissen möglicherweise nicht, wohin sie sich wenden können.

Ein Anruf kann Leben retten

Im ersten Schritt geht es um die Ansprache eines obdachlosen Menschen. Der Caritasverband Baden-Baden und die Stadtverwaltung rufen dazu auf, im Bedarfsfall Hilfe zu verständigen.  „Ein Anruf bei der Rettungsstelle oder der Polizei kann dafür sorgen, dass die wohnungslose Person für die Nacht zu einer sicheren Stelle gebracht wird“, informiert Christian Frisch. Zudem können Bürgerinnen und Bürger die wohnungslosen Menschen auf die Angebote aufmerksam machen. Oder sich bei der Stadt oder der Wohnungslosenhilfe des Caritasverband Baden-Baden melden, um diese über wohnungslose Menschen in Not zu informieren. Reagiert eine Person auf Ansprache nicht, dann sollte unbedingt die Rettungsstelle alarmiert werden.

Was die Wohnungslosenhilfe der Caritas bietet

Menschen, die von Kälte bedroht sind, erhalten in Baden-Oos bei der Wohnungslosenhilfe warme Schlafplätze für die Nacht, Duschmöglichkeiten, Essen, Möglichkeiten zum Wäschewaschen und weitere Unterstützung und Beratung.

Was tun, wenn Sie einem wohnungslosen Menschen akut helfen möchten?

  • In Notfällen: 112 Rettung oder 110 Polizei anrufen
  • Zwecks Notunterkunft: Stadtverwaltung Dienststelle Gewerbepark Cité 1, Telefon 07221 93 14796 oder 07221 93 1436 (Bürozeiten) oder im Caritasheim für Wohnungslose, Ooser Bahnhofstraße 2a, Telefon 07221 183400 (24/7)
  • Unterstützung & Beratung: Beratungsstelle der Caritas, Mobil 0151 14101411

Über die Wohnungslosenhilfe

Der Fachbereich Wohnungs­losenhilfe des Caritasverbands Baden-Baden e.V. bietet Hilfe für Menschen mit besonderen sozialen Schwierigkeiten. Besondere Lebensumstände wie Wohnungslosigkeit treffen hierbei auf soziale Probleme wie Sucht- oder psychische Erkrankungen.

Zum Angebot des Fachbereichs zählen die Ambulante Fachberatungs­stelle, die Tages­stätte mit Café, ein Stationärer Bereich, Betreutes Wohnen sowie Hilfe für Wohnungslose Seniorinnen und Senioren.

Mit diesen verschiedenen Angeboten unterstützen wir Menschen sowohl präventiv als auch in akuten Notlagen. Dabei möchten wir jedem bzw. jeder einzelnen Hilfe­suchenden in seiner Persön­lichkeit gerecht werden und die für die jeweilige Situation passenden Hilfen anbieten oder vermitteln. Angestrebt wird, dass die betroffenen Menschen ihr Leben selbstständig meistern können.

Weitere Informationen unter www.schlafsack-baden-baden.de