Jeden Sonntag – bis auf ganz wenige Ausnahmen – wird bei der Kolpingsfamilie gebacken. Und zwar nach Plan. Das Ergebnis landet am Ende nicht etwa auf dem eigenen Kaffeetisch, sondern wird bei der Wohnungsloseneinrichtung der Caritas in Baden-Oos abgeliefert und dort meist schon sehnsüchtig erwartet. Denn die süße Lieferung bedeutet ein Stück Normalität und Akzeptanz.
„Das machen wir schon seit ungefähr 36 Jahren“, ist Gabi Mussler stolz auf ihre Gruppe der Kolpingsfamilie, die so konsequent dafür sorgt, dass diese Initiative am Laufen gehalten wird. Denn den Schritt auf die Menschen zuzugehen, die bei der Wohnungslosenhilfe leben, ist zur echten Herzenssache geworden.
„Angefangen haben wir mit gemeinsamen Flohmärkten“, erinnert sie sich noch lebhaft an das Gebrauchtmöbellager des örtlichen Caritasverbandes, das früher auf dem Hourdis-Gelände in der Balger Straße unterhalten wurde. „Später sind wir dann nach Oos auf den Kolpingsplatz ausgewichen.“ Dass man sich auf diese Weise näherkam, war ein sehr angenehmer Begleiteffekt und vor allen Dingen auch beabsichtigt. So wollte man seitens Kolping den in Oos spürbaren Berührungsängsten in der Bevölkerung entgegenwirken.
Entsprechende positive Zeichen wurden auf vielfältige Weise gesetzt. Weihnachtsfeiern und gemeinsames Backen standen etwa auf dem Plan. „Wir haben die Zutaten besorgt und die Küche im Haus genutzt“, berichtet Gabi Mußler von vielen oftmals durchaus auch sehr lustigen Begegnungen, welche die Mitglieder der Kolpingsfamilie mit den Wohnungslosen teilen konnten. Das Zieren des Weihnachtsbaums in der Einrichtung, bei der auch die eigenen Kinder mitwirkten, Besuche, um mit den Bewohnern gemeinsam zu musizieren – all das habe immer wieder gezeigt, dass hier viele Emotionen ganz tief vergraben waren und in solchen besonderen Momenten drohten sich Bahn zu brechen. „Das hat uns meist alle sehr bewegt.“ Mehr noch als das. „Da sind teilweise auch sehr enge Verbindungen entstanden“, berichtet sie etwa von Zuwachs, den die Kolpingsfamilie durch die neuen Kontakte erfahren hat. „Wir konnten auch einmal einen Mann in Arbeit vermitteln.“
Vor allem aber wurde über all die Jahre an der Kuchentradition festgehalten. „Selbst in den Corona-Jahren haben wir daran festgehalten“, berichtet sie von den Bäckerinnen, die kurz in der Einrichtung anriefen und den Kuchen unter Einhaltung des Sicherheitsabstands vor der Tür abstellten.
Alles andere, jeder Kontakt, musste konsequent unterbleiben. „Doch nun geht es endlich wieder voran“, hoffen Gabi Mußler und die Mitglieder ihrer Erwachsenengruppe 2, die bei Backen tatkräftig von den Erwachsenen 1 unterstützt werden, dass wieder vieles andere möglich sein wird – die Flohmärkte mit Mitwirkung der Wohnungslosen. „Deshalb haben wir uns ganz besonders gefreut, dass wir am vergangenen Donnerstagabend ein schönes Grillfest gemeinsam mit den Bewohnern und Gästen des Caritasheims für Wohnungslose im Garten der Einrichtung feiern konnten.“