Seit 2012 ist Peter Kraus schon mit am Start, wenn die jährliche Mut-Tour lockt. Sie trägt einen Namen, der gleich zweifach Programm ist. Was es damit auf sich hat, erklärte das rollende Team bei seinem kleinen Zwischenstopp in der Wohnungsloseneinrichtung des Caritasverbandes Baden-Baden e.V.
Mit drei Tandems geht es durch die gesamte Republik, um für mehr Offenheit in Sachen Depressionen zu sorgen. Überall dort, wo die sechs Fahrer beziehungsweise Beifahrer Station machen, berichten sie auch von eigenen Erfahrungen, versuchen bei den Pausen mit den Menschen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Das erfordert Mut. Vor allem aber erfordert es auch Mut, sich auf eine solche Tour zu begeben. So agiere im Hintergrund zwar „Navigator Richard“, der die jeweiligen Routen versucht zu optimieren. Doch wo das Team jeweils die Nacht verbringen wird, das sei nicht immer klar. Immer wieder frage man spontan nach, ob man irgendwo das mitgeführte Zelt aufstellen dürfe. Oftmals erfahre man bei Organisationen wie dem Caritasverband, der gemeinsam mit der Informations-, Beratungs- und Beschwerdestelle Baden-Baden Rastatt (IBB) und der MEDIAN Klinik Gunzenbachof zur Rast einlud, Gastfreundschaft.
Das Miteinander, sich mit Angehörigen und Betroffenen zu treffen, sie einzuladen ein Stück des Weges mitzuradeln, sei eine große Sache. Genauso hatten es einige Mitstreiter der Lebenshilfe Bühl und des ADFC gesehen und begleiteten die Mut-Tour bis nach Baden-Baden. „Wir finden es großartig, dass die Mut-Tour bei uns Station macht“, wissen die verschiedenen Kooperationspartner aus dem Psychiatriehilfenetzwerk, dass Öffentlichkeitsarbeit hier sehr wohltuend ist, erklärt die Fachbereichsleiterin Offene Dienste des Caritasverbands, Vanessa Ruppert nur zu gut, wie schwierig dieses Thema sein kann. Dass im Zuge dieser Tour sehr offen, fast schon offensiv mit der Problematik umgegangen wird, die mit Depressionen im Zusammenhang stehen, begrüßen ihre Kollegen und sie außerordentlich. Hinter der Mut-Tour steckt keineswegs nur eine gut organisierte Radtour, erklärt Vanessa Ruppert. Vielmehr diene die Aktion dazu, eine Öffentlichkeit herzustellen. Denn wer trotz seiner Erkrankung angenommen wird, wer es schafft sich zu outen, der habe eine ganz gute Chance zu lernen mit seinen Depressionen umzugehen. Die Tour soll also ermuntern – Betroffene und Mitmenschen gleichermaßen – diese Krankheit in der Gesellschaft mitzutragen, sie zu verstehen. Dafür rühren die Verantwortlichen der Mut-Tour mächtig die Werbetrommel, wollen aktive Zeichen gegen Klischees setzen und die Bevölkerung auf dem Weg dorthin mitnehmen. Die individuellen Geschichten der Teilnehmer würden immens dazu beitragen, dass Betroffene und Angehörige sich öffnen, um psychische Erkrankungen anzunehmen und Hilfe zu suchen. Nicht-Betroffene sollen dagegen ermutigt werden, mit ihren betroffenen Kolleginnen und Kollegen oder Angehörigen umzugehen und das Thema Depression anzusprechen. „Denn es gibt Wege“, erklärt Vanessa Ruppert, warum ihre Kollegen des lokalen Psychiatriehilfenetzwerk die Aktion unterstützen.
Text: Caritasverband Baden-Baden e.V.
Foto: Christiane Krause-Dimmock