Zum Erwachsensein gezwungen – Hilfe für „Kleine Helden“

Offene Dienste Caritas Kleine Helden

Wer klein oder noch ganz jung ist, der hat es meist sehr schwer, wenn er sich im Alltag durchschlagen muss. „Davon sind viele Kinder und Jugendliche betroffen“, weiß die Leiterin der Offenen Dienste des Caritasverbandes Baden-Baden e.V., Vanessa Ruppert, aus ihrer täglichen Arbeit nur zu gut. Sie alle sind „Kleine Helden“, erklärt sie den Titel des gleichnamigen Angebots, unter dem einmal wöchentlich eine kleine Auszeit für den Nachwuchs von psychisch erkrankten Eltern angeboten wird. „Als Ergänzung zu unseren Angeboten für Erwachsene ist es für uns ganz wichtig, auch den Kindern der Betroffenen niederschwellig zu helfen.“ Denn wer einen oder gleich zwei psychisch erkrankte Elternteile hat, der geht damit kaum hausieren, fügt sich oftmals zwangsläufig in eine Verhaltensweise ein, die sehr erwachsen ist. Viele Aufgaben und auch ein gewisses Maß an Verantwortung wird in Folge vom Nachwuchs übernommen. Bei den „Kleinen Helden“, zu denen sie dadurch heranwachsen, soll durch die Offenen Dienste ein klein wenig Ausgleich dazu geboten werden. Zwischen sechs bis 14 Jahren sind die Teilnehmer, die hier in zwei Gruppen gezielt aufgefangen und entlastet werden. Einmal wöchentlich wird in der Brücke99 Raum gegeben, um Kind zu sein. Doch bei den Treffen, bei denen zusammen gegessen, geredet und gespielt wird, geht es um weit mehr. „Wir möchten den „Kleinen Helden“ helfen, die Erkrankung ihrer Eltern zu verstehen, um besser damit umgehen zu können“, erklärt Vanessa Ruppert. „Diese Kinder fallen im Hilfesystem oft hinten runter.“ Aushalten müssen sie aber extrem belastende Situationen, die obendrein schambehaftet sind. „Wir sammeln nun schon seit mehr als einem Jahr Erfahrungen mit diesem Angebot und spüren immer mehr, wie wichtig diese kleine Auszeit ist, weil die Kinder, die hier zusammenkommen, lernen Sorgen und Nöte zu teilen.“ Das erleichtert – zumindest für den Moment – das Loslassen. Mit Blick auf die nachhaltige Wirkung versuche man gezielt die Eltern in Gespräche mit einzubinden. Der Erfahrungsaustausch, das Miteinander und die Erkenntnis nicht alleine zu sein mit einem sehr großen Problem, trägt dazu bei die Kinder zu stärken. „Sie lernen auch, wo sie im Krisenfall Hilfe bekommen.“ Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese durchaus auch in Anspruch genommen wird. Klein ist der Kreis der Betroffenen übrigens nicht, verweist Vanessa Ruppert auf die Statistik, gemäß der bundesweit jedes neunte Kind mindestens einen Elternteil hat, der psychisch erkrankt ist. Bei jedem sechsten Kind ist mindestens ein Elternteil psychisch krank und beziehungsweise oder suchtabhängig, wobei hier gleichermaßen legale als auch illegale Drogen eingerechnet werden. Hochgerechnet auf Baden-Badener Verhältnisse, ist das eine erschreckende Zahl. „520 Kinder unter 14 Jahren leben in der Stadt, die mindestens einen psychisch erkrankten Elternteil haben.“ Dass dank der finanziellen Unterstützung durch die Aktion Mensch, die die „Kleine Helden“ fünf Jahre lang fördert, ein solches Angebot gemacht werden kann, sei immens wichtig. Denn neben den Belastungen, denen die Kinder ausgesetzt sind, tragen sie das Risiko in sich, irgendwann selbst zu erkranken. Das enge Zusammenwirken von Soziallotterie, Aufklärung und Förderung macht die Aktion Mensch so besonders im Vergleich zu anderen sozialen Organisationen: Die Einnahmen aus der Lotterie ermöglichen nicht nur die Förderung von sozialen Projekten, sondern auch öffentlichkeitswirksame Kampagnen und Aktionen. Diese tragen den Gedanken der Inklusion in die Gesellschaft und sensibilisieren für ein gleichberechtigtes Miteinander. Das Angebot ist kostenlos.

Nähere Infos und Anmeldung bei Kristian Grgic unter Tel. 07221 92394-58 oder per Email via grgic@caritas-baden-baden.de.