30 Jahre Vielfalt im Briegelacker

Der Caritasverband Baden-Baden feiert das Jubiläum des Stadtteilzentrums

Der Caritasverband Baden-Baden feiert das Jubiläum des Stadtteilzentrums

Das Stadtteilzentrum Briegelacker des Caritasverbands Baden-Baden hat zu seinem 30-jährigen Jubiläum ein eigenes Lied bekommen. Erstellt mit Hilfe von KI wurde es mit Inbrunst vorgetragen bei der Feierstunde am Freitag, 17. Oktober, von Kindern der Caritas-Kita. Sie sangen darüber, was das Stadtteilzentrum ausmacht: „ein Ort voll Leben“, „wir wachsen, helfen, sind ein Team“ und „hier trifft man sich, hier bleibt man gern“.

Nach der lebendigen musikalischen Einleitung begrüßte Frank Herzberger, Leiter des Fachbereichs Migration und Integration beim Caritasverband Baden-Baden, unter anderem Bürgermeister Roland Kaiser, Landtagsabgeordneten Hans-Peter Behrens, den Geschäftsführer der Gesellschaft für Stadterneuerung und Stadtentwicklung (GSE), Markus Börsig, Vertretende des Jugendamts sowie Ehrenamtliche und Gäste des Stadtteilzentrums. „Das Stadtteilzentrum steht für Begegnung und Vernetzung und das solle auch heute so sein“, sagte Herzberger.

Am 11. September 1995 wurde das Stadtteilzentrum Briegelacker eröffnet. In den vergangenen drei Jahrzehnten entwickelte es sich von der Gemeinwesenarbeit für die Briegelackerstraße hin zur breit aufgestellten sozialraumorientierten Integrationsarbeit für den ganzen Stadtkreis Baden-Baden. Heute ist es ein lebendiger Treffpunkt und Ort der Begegnung und Förderung der Integration.

Richtige Akzente setzen trotz Haushaltsschwierigkeiten

Sozialbürgermeister Roland Kaiser lobte in seinem Grußwort die von Anfang an starke Zusammenarbeit zwischen dem Caritasverband und der Stadt, die nach wie vor vorbildlich laufe und der Kontakt mit den Behörden eng sei. Bei der Errichtung des Stadteilzentrums sei es darum gegangen, gute Rahmenbedingungen zu schaffen und zu zeigen, dass „alle Menschen willkommen sind, unabhängig von ihrer Herkunft“. Das Stadtteilzentrum lebe von vielfältigen Angeboten wie das Jugendzentrum und die niederschwellige Beratung. Als im Jahr 2015 eine große Zahl an geflüchteten Menschen und später eine große Zahl geflüchteter Ukrainer kamen, wurde das in Baden-Baden vorbildlich gelöst, so Kaiser. „Das Stadtteilzentrum war dabei ein wichtiger Unterstützer.“

Der Sozialbürgermeister dankte allen, den Mitarbeitenden wie der großen Zahl an Ehrenamtlichen: „Allen, die Bestandteil sind am Wirken im Stadtteil“. In seiner Rede ging er auch auf die Haushaltsschwierigkeiten der Bäderstadt ein. Es sei ihm ein großes Anliegen, dass hier nicht zu sehr eingegriffen werde. „Wir sind auf einem guten Weg, auch wenn überall gespart werden muss“, sagte Kaiser. Aber man müsse die richtigen Akzente setzen.

Eindrücke von den Anfangsjahren

Frank Herzberger bedankte sich für die wertschätzenden Worte des Bürgermeisters und übergab das Wort an seinen Vorgänger Clemens Litterst. Dieser war bei der Errichtung mit dabei. Im Februar 1994 habe der Gemeinderat beschlossen, die Stadtteilarbeit im neu entstandenen Wohngebiet an den Caritasverband zu übertragen. In einer angemieteten 4-Zimmer-Wohnung sei die Arbeit dann im April 1994 gestartet, die eigentliche Eröffnung des Stadteilzentrum war im September 1995.

In den zuvor vom französischen Militär genutzten Häusern hätten damals 1.300 Menschen aus 35 Nationen gewohnt. 80 Prozent davon im Alter von 45 Jahren und jünger. Es sei ein riesiger Unterschied zum Rest der Stadt gewesen. „Wichtig war vor allem, Akzeptanz und Vertrauen zu schaffen – in alle Richtungen“, sagte Clemens Litterst. Die ersten Jahre hätten große Herausforderungen für die Menschen, die Gesellschaft für Stadtentwicklung und die Nachbarschaft gebracht.

Die Arbeit des Stadtteilzentrums sollte an den Bedürfnissen der Stadtteil-Bewohner ansetzen, weshalb Hausbesuche durchgeführt wurden. Er nannte vieles, was angeboten wurde: unter anderem ein Stadtteilfest, Feste zum Maibaumstellen, Spieleolympiade, Frauenfrühstück, Sprachkurse in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule.

Der ehemalige Leiter des Stadtteilzentrum erwähnte in seinem Vortrag ebenso, dass die Einrichtung im Jahr 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau für das vorbildliche Engagement bei der Integration von Zuwanderern ausgezeichnet wurde. Zum Abschluss rief Litterst dazu auf, weiter bei dem spannenden Prozess im Briegelacker mitzumachen. Frank Herzberger bestätigte dies seinem Vorgänger und meinte: „Kontinuität zahlt sich aus.“

Generationenübergreifende Integrationsarbeit

Thorsten Schmieder, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands Baden-Baden, wies in seinem Grußwort darauf hin, dass das Stadtteilzentrum Briegelacker mit der sozialraumorientierten Integrationsarbeit einen essenziellen Beitrag zur Begleitung und Unterstützung der Integration von Migrantinnen und Migranten und Menschen mit Fluchthintergrund für ganz Baden-Baden leiste. „Diese erfolgt generationenübergreifend über alle Altersgruppen hinweg und im Zusammenwirken mit einem großen Netzwerk an Kooperationspartnern und Einrichtungen“, so Schmieder. Die Lebensbedingungen der Menschen im Sozialraum und darüber hinaus im gesamten Gebiet des Stadtkreises sollen damit verbessert werden.

„Die Menschen, die sich hier aufgrund ihrer Migrationsbiografie oft in ungünstigen Lebenssituationen befinden, werden ermutigt und dabei unterstützt die Veränderungen in ihrem Leben selbst in die Hand zu nehmen. Darüber hinaus werden Ressourcen des Sozialraums gesucht, vernetzt und zugänglich gemacht“, führte Schmieder auf. Dies alles sei nur möglich durch das große Portfolio an Angeboten und Diensten, welche das Stadtteilzentrum anböte.

„Gerade in den vergangenen zehn Jahren wurden Angebote weiterentwickelt und auch neu geschaffen“, sagte er. Er nannte den Kindergarten mit zwei Regelgruppen und zwei Krippengruppen, Angebote zur Sprachförderung und Entwicklungsförderung wie die Sprach-KiTa, die Lesebande, wöchentliches Kamishibai-Theater sowie Kinder-Yoga und Qigong. Die Ergebnisse bei der Einschulungsuntersuchung konnten durch die intensive Förderung verbessert werden.

Jugendarbeit als zentrales Element

Die offene Kinder- und Jugendarbeit sei ein zentrales Element der Arbeit im Stadtteilzentrum. „Als niedrigschwelliges Angebot bietet sie Kindern und Jugendlichen einen wichtigen Raum zum außerschulischen Lernen“, sagte Schmieder. Das Angebot erstreckt sich hier von Freizeitangeboten, über Mittagstisch und Kindertreff über Hausaufgabehilfe bis zum Jugendtreff. Im Fokus stünde neben Freizeitbeschäftigung die Förderung sozialer Kompetenzen. „Zudem gibt die Jugendsozialarbeit Orientierung und Unterstützung bei der ersten beruflichen Orientierung bis hin zur Vermittlung in Praktikums- und Ausbildungsplätze“, so Schmieder weiter.

Angebote für Frauen und Familien

Seit gut zehn Jahren habe der Bereich Frauen und Familien immer mehr an Bedeutung gewonnen und wurde kontinuierlich ausgebaut. Schmieder nannte hier den Coach für Frauen und Familien mit dem Aushängeschild Café IDA, niedrigschwellige Erstberatung und das Familienpatenprogramm über Stärke-Kurse, Ausflüge, die Straßenbibliothek und das aktuell laufende ESF-Projekt „Kompass Erziehung und Beruf“ sowie das Talentprojekt „Frauen stärken Frauen“. Mit diesen Angeboten werden viele Frauen und Mütter unterschiedlichster Herkunft erreicht.

Flüchtlings- und Migrationsarbeit begleiten

Die Flüchtlingsbewegungen führten Menschen in eine vielleicht völlig neue Welt. „Hier brauchte es Orientierung. So wurde 2016 die Migrationsberatung für Erwachsene – heute die Migrationsberatung für erwachsene Zugewanderte – im Stadtteilzentrum mit einer halben Stelle installiert. Auftrag ist hier die Begleitung und Unterstützung der Integration von Migranten und Flüchtlingen ab 27 Jahren“, sagte Schmieder. Zusätzlich zu Migrationsberatung sei im Jahr 2015 mit Mitteln des Ordinariats das Projekt „Nah an Menschen von weit weg“ initiiert worden. Dieses Projekt trage heute den Namen „Interkulturelle Ehrenamtskoordination“ habe das Ziel, das ehrenamtliche Engagement in der Flüchtlings- und Migrationsarbeit in Baden-Baden zu begleiten.

Wirkungsvolle und schnelle Hilfe durch vielfältige Angebote

Der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbands Baden-Baden betonte das erfolgreiche Zusammenwirken der verschiedenen Angebote. „So erhalten die Familien sowie Einzelpersonen eine bedarfsgerechte auf Ihre Situation zugeschnittene Unterstützung zusammengestellt aus den jeweils erforderlichen Diensten und Angeboten des Stadtteilzentrum Briegelacker. Durch die enge Zusammenarbeit des Teams und das Zusammenwirken der Leistungen entstehen Synergieeffekte, die bei einer solitären Organisation der einzelnen Dienste so nicht gegeben wären. Den Menschen könne so „niederschwellig, wirkungsvoll, schnell und oft auch unbürokratisch in ihren Lebenssituationen unterstützend geholfen werden“.

Dank an Ehrenamtliche, Partner und Mitarbeitende

Thorsten Schmieder bedankte sich besonders bei ehrenamtlichen Mitarbeitenden im Stadtteilzentrum – gut 60 ehrenamtlich Engagierte seien es, ohne deren „zum Teil langjährigen und regelmäßigen Einsatz viele der Angebote vor allem für Kinder, Jugendliche und Familien in allen genannten Bereichen nicht in der Form leistbar“ wären.

Er bedankte sich auch bei allen Kooperations- und Netzwerkpartnern für die gute Zusammenarbeit. Zudem dankte er den städtischen Stellen, hier besonders dem Jugend- und das Sozialamt, der GSE sowie den Sozialverbänden und sozialen Einrichtungen, den Kindertagesstätten und Schulen sowie Vereinen und Initiativen. Zum Abschluss seiner Rede richtete er seinen Dank an das Team des Stadtteilzentrums. Das Stadtteilzentrum habe dank dieser wichtigen Arbeit in Baden-Baden einen guten Ruf als erste und zentrale Anlaufstelle beim Thema Migration sowie als Begegnungsstätte für Menschen mit, aber auch ohne Migrationshintergrund.

Austausch und internationales Fingerfood

Beim anschließenden Stehempfang wurden die Gäste mit internationalem Fingerfood verwöhnt. Auch hier war die Teilhabe im Briegelacker spürbar: das Essen war von Frauen, die sich im Stadtteilzentrum einbringen, zubereitet und schön angerichtet worden. Die Feier mündete in der Begegnung von Menschen aus dem Stadtteilzentrum und Vertretenden von verschiedenen Einrichtungen.

Über den Fachbereich Migration und Integration

Der Caritasverband Baden-Baden e.V. verantwortet im Fachbereich Migration und Integration viele Angebote und Dienste. Durch diese möchten wir dazu beitragen und dabei unterstützen, dass Kinder, Jugendliche und Familien unabhängig von Herkunft, sozialer Biografie, finanziellem Status und Wohnort die gleichen Voraussetzungen und Chancen haben, ihr Leben und ihre Zukunft nach ihren Wünschen zu gestalten. Zu den Angeboten und Diensten zählen die Kindertagesstätte, das Stadtteilzentrum Briegelacker, der Jugendtreff im Stadtteilzentrum Briegelacker, der Jugendtreff Brücke 99 für Kinder und Jugendliche, Streetwork für Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 12 und 26 Jahren, Beratung und Gruppenangebote für Frauen und Familien sowie das ESF-Projekt „Kompass Erziehung und Beruf“.

Weitere Informationen unter: https://caritas-baden-baden.de/migration-und-integration/

Text und Foto: Birgit Fritz – Caritasverband Baden-Baden e.V.