„Heute habe ich wieder neue Leser gewonnen“, erzählt Uli Brandstätter stolz und lacht, während sie die Bücher wieder in die Kisten packt.
Jeden Donnerstagvormittag steht die ehrenamtliche Mitarbeiterin für 2 Stunden mit der „Straßen-Bücherei“ unter dem roten Pavillon vor dem Stadtteilzentrum Briegelacker des Caritasverbandes Baden-Baden und verleiht Bücher und Spiele für alle Altersgruppen. Und fast jedes Mal bleiben wieder neue Interessierte stehen und leihen sich etwas aus.
„Wir sind selbst überrascht, wie toll das Projekt angenommen wird“, freut sich Agnes Lemcke, Mitarbeiterin des Stadtteilzentrums, die für die Koordination und Organisation der Straßenbücherei zuständig ist.

Unter dem Jahresmotto des Caritasverbandes #DasMachenWirGemeinsam hat die Caritasstiftung im Frühjahr Gelder für Projekte zur Verfügung gestellt, mit denen Defizite, die durch die Lockdowns für die Familien entstanden sind, ausgeglichen werden sollten.

„Durch die längeren Schließungen der Schulen, Kitas, Sprachkurse, Büchereien und sonstigen Einrichtungen, entstand in vielen Familien ein großes Defizit an Bildungsmaterial – und zwar bei allen Familienmitgliedern. Die Kinder bekamen keine Anregung durch Bilderbücher oder Spiele in der Kita, – die Eltern konnten keine Sprachkurse besuchen oder sonstige Treffpunkte, bei denen sie die deutsche Sprache anwenden können.“ schildert Lemcke die Situation, im Frühjahr dieses Jahres.
So wurde die „Straßenbücherei“ als Projektidee geboren. Durch die Präsentation vor dem Haus ist das Angebot coronakonform und sehr niedrigschwellig. Das macht den Zugang zu Spiel- und Bildungsmaterial für alle Interessierte möglich.

Angeboten werden Romane, Sachbücher und Brettspiele für alle Altersklassen. Das Besondere ist, dass es auch Bücher in leichter deutscher Sprache sowie in verschiedenen Sprachen – bzw. als mehrsprachige Ausgabe gibt. „Besonders gefragt sind Bücher, in denen Deutsch spielerisch gelernt werden kann“, berichtet Uli Brandstätter, die der Leserkundschaft beratend zur Seite steht und auch die Leser-Ausweise erstellt.

Inzwischen hätte sie auch schon Stammkunden, die jede Woche etwas ausleihen. „Es funktioniert auch gut, mit dem zurückgeben“, informiert sie. Es kam bisher nur sehr selten vor, dass ein Buch nicht wieder zurück gebracht wird. In der kälteren Jahreszeit wird die Bücherei in den Eingangsbereich des Stadtteilzentrums ziehen. Aber auch da wird sie sicher noch ein fester Anziehungspunkt bleiben, sind sich die ehrenamtliche und Hauptamtliche Mitarbeiterin einig. Als Zeichen, dass die Bibliothek „geöffnet“ ist steht vor der Tür ein großes rotes Caritas-Segel mit Willkommensgrüßen in zahlreichen Sprachen.