„Es war einmal einst eine Brücke, in der ich jeden Tag war. Doch dann war sie geschlossen – durch Corona – wie es geschah. Doch so traurig und so wart`, ich bis es offen hat.“ Mit diesen Zeilen beschreibt ein 16jähriger Besucher ziemlich genau, wie die Pandemie das Leben aller durcheinander gewirbelt hat.

So ging es auch den Kindern und Jugendlichen des Jugendtreffs Brücke 99. Bevor dem offiziellen Lockdown, schloss der Jugendtreff zum Schutz der Gäste und Mitarbeiter*innen bereits am 13. März seine Pforten. Alle Kinder und Jugendliche sowie ehrenamtliche Mitarbeiter wurden informiert. Zeitgleich wurde überprüft, wie man die jungen Menschen in dieser schwierigen Zeit unterstützend begleiten kann. Ein virtueller Jugendtreff über einen Messenger wurde an fünf Tagen in der Woche angeboten. Die Inhalte waren Quiz, Tipps gegen Langeweile, verschiedene Rätsel und ein Podcast „Radio Brücke 99“, bei dem ein ehemaliger Treffbesucher für Unterhaltung und Informationen sorgte. Ein weiteres Highlight waren die Wochen-Challenges. Hier wurden von den Jugendlichen zum Beispiel fleißig Kartenhäuser gebaut, sportliche Videos gedreht oder Reime gedichtet, wie einleitend beispielhaft dargestellt wurde. Anregungen zur Freizeitgestaltung waren wichtig, aber natürlich auch die Beratung und Begleitung der Jugendlichen. Viele der Besucher*innen befanden sich in der Pandemiezeit in der Prüfungsphase. Mirjam Seidl, Mitarbeiterin im Jugendtreff, setzte alles daran, die Jugendlichen in dieser Zeit zu unterstützen. So fanden zum Beispiel unter Berücksichtigung der Hygienebestimmungen „Crashkurse in Mathe“ in den Pfingstferien statt, aber auch telefonische Beratung durch die ehrenamtlichen Mentoren im Projekt Zukunftsscout.

Neben dem Kontakt zu den Jugendlichen war es dem Team wichtig, mit den Kindern, die sonst die Angebote besuchen in Kontakt zu bleiben. Gemeinsam mit Sabine Truar, Gemeindereferentin der Katholischen Kirchengemeinde Oos, wurden Ideen entwickelt. Hier entstanden drei Briefe, die den Kindern in ihre Briefkästen eingeworfen wurden. Inhalt war jedes Mal eine Mitmach-Aufgabe und Information zur Hausaufgabenbetreuung und weitere Unterstützung. Dank einer Spende erhielten die Kinder für die Teilnahme eine kleine Aufmerksamkeit.
Zu Beginn der Pfingstferien gab es gute Nachrichten und schrittweise konnte der Jugendtreff wieder geöffnet werden. Hierfür wurde der Jugendtreff im Vorfeld hygienekonform eingerichtet und Spielgeräte nach „waschbar“ und „abstandskonform“ sortiert.

Laut Bestimmungen durften zum damaligen Zeitpunkt maximal 13 Jugendliche als feste Gruppe in den Treff. Dies wurde gleich gut von den jugendlichen Besuchern genutzt.
Nach den Pfingstferien entstand im Austausch mit der Grundschule Cité und auf Initiative einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin das Konzept zur Förderung von Grundschülern in Kleinstgruppen. Diese wird aktuell von sechs Kindern angenommen. Auch der Kindertreff Cité startete wieder einmal wöchentlich mit einem Freizeitangebot für Kinder ab 6 Jahren. Nach den Pfingstferien wurden auch weitere Angebote des Jugendtreff Brücke 99 reaktiviert. Mit der bislang letzten Verordnung der Landesregierung konnte die Besucherzahl auf insgesamt 20 Personen erweitert werden. Somit ist ein wesentlicher Aspekt der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, nämlich die offene Komm- und Gehstruktur, wieder möglich. Seit der Öffnung wurden circa 50 verschiedene Jugendliche erreicht, Tendenz steigend.
Und auch die weitere Planung orientiert sich an der aktuellen Lage. Die geplanten Outdoor-Wochen und „Jugendtreff on Tour“ werden zugunsten des regulären Jugendtreffbetriebes nicht stattfinden, da viele der Jugendlichen die Sommerferien in Baden-Baden verbringen werden. Ebenso wurde das Kinderferienprogramm auf sechs Wochen ausgebaut, so dass die Kinder eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung haben und nicht wie im Lock-Down zuhause bleiben und sich langweilen müssen.

Dies berichtete Mirjam Seidl auch den Mitgliedern des Beirates des Jugendtreffs Brücke 99, der vor kurzem tagte. „Es ist eine aufreibende Zeit für uns alle, aber man hat gesehen, wie wichtig wir als Anlaufstelle für Jugendliche in Baden-Baden sind. Die Jugendlichen sind dankbar, dass sie wiederkommen können und alles wieder ein bisschen normaler wird“. Den Mitgliedern des sich aus den sechs Lions- und Rotary-Clubs zusammensetzenden Beirats, die 1999 den Jugendtreff gegründet haben und ihn seitdem ideell und finanziell unterstützen, wurde der Tätigkeitsbericht seit dem Lock-Down vorgestellt. Neben inhaltliche Fragestellungen und die Auswirkung auf die Jugendlichen in Baden-Baden im Allgemeinen wurde von den anwesenden Mitgliedern die kreative Umsetzung der Arbeit unter Pandemiebedingen gewürdigt.